Die Versicherer bringen sich mit einem neuen Konzept in die Diskussion über eine Reform der privaten Altersvorsorge ein. Bürgerrente heißt ihr Vorschlag, der der staatlich geförderten kapitalgedeckten Altersvorsorge einen neuen Schub geben soll.
Die deutschen Lebensversicherer wollen mit ihrem Konzept einer Bürgerrente die geförderte private Altersvorsorge neu beleben. Die Bürgerrente ist einfach aufgebaut und kostengünstig, sie vereint Sicherheit mit Renditechancen und ist verbunden mit einer leicht verständlichen Förderung, die auf Dauer deutlich höhere Renditen verspricht.
Wichtig: Bei der Bürgerrente handelt es sich nicht um einen fertigen Produktvorschlag. Sie ist vielmehr ein Konzept, wie die staatlich geförderte Altersvorsorge ausgestaltet sein sollte. Den Rahmen dafür bestimmt die Politik. Hier erklären wir die wichtigsten Neuerungen.
Bessere Ertragschancen
Die Bürgerrente soll höhere Erträge abwerfen, als sie heute mit Riester möglich sind. Dafür ist es aus Sicht der Versicherer nötig, den derzeit vorgeschriebenen 100-prozentigen Kapitalerhalt zu Rentenbeginn aufzuweichen – ohne jedoch völlig auf eine Absicherung zu verzichten. Den Versicherern schwebt eine Kapital-Garantie von 80 Prozent der eingezahlten Beiträge vor. Dieses Niveau wäre ein guter Kompromiss, um einerseits die Chancen des Kapitalmarkts besser nutzen zu können und andererseits größere Verluste zu vermeiden.
Mehr Flexibilität in der Rentenphase
Die Verrentung des angesparten Vermögens bleibt Kernelement der geförderten privaten Altersvorsorge. Schließlich dient das Geld der Sicherung des Lebensstandards im Alter – unabhängig von der Lebensdauer. Mit der Bürgerrente wollen die Versicherer die Auszahlung für die Menschen jedoch noch ein wenig flexibler gestalten, um auch alle jene von einer Verrentung zu überzeugen, die nicht glauben, sehr alt zu werden. Daher soll es zusätzlich zu der schon heute möglichen Teilauszahlung zu Rentenbeginn von 30 Prozent des Vermögens eine Rentengarantiezeit geben, von beispielsweise zehn Jahren. Genauso lange würden die Anbieter mindestens eine Rente auszahlen: Stirbt der Versicherte früher, ginge das verbleibende Garantie-Kapital an die Hinterbliebenen.
Einfachere Förderung
Die Förderung soll mit der Bürgerrente einfacher und verständlicher werden. Das Ziel: weniger Bürokratie und ein Ende der ärgerlichen, nachträglichen Rückforderung von Zulagen, weil die Förderbedingungen nicht oder nur noch zum Teil erfüllt sind. Die Idee: Zu jedem eingezahlten Euro legt der Staat 50 Cent obendrauf. Zahlt eine Kundin beispielsweise 1.000 Euro pro Jahr in den Vertrag ein, gibt es 500 Euro als Förderung dazu. So einfach.
Auf diese Weise würde die Zulage proportional zum Eigenanteil steigen – bis zu einer Fördergrenze, die bei vier Prozent der Beitragsbemessungsgrenze der gesetzlichen Rentenversicherung (2023: 87.600 Euro) liegen könnte. Aktuell läge der maximale förderfähige Eigenanteil somit bei 3.504 Euro pro Jahr, dazu kämen die Zulagen. So würden auch mittlere Einkommensgruppen stärker als bisher von Zulagen profitieren als nur von der Steuerersparnis. Die staatliche Förderung würde so viel stärker von den Menschen wahrgenommen, außerdem käme ein größerer Teil davon direkt dem Vertrag zugute. Die Beiträge für die Bürgerrente blieben steuerfrei, dafür würden die Leistungen im Wege der nachgelagerten Besteuerung in der Auszahlungsphase voll besteuert.
Dynamische Förderung
Das aktuelle Fördersystem der privaten Altersvorsorge beinhaltet keine regelmäßige Anpassung der Zulagen, während der Eigenanteil aufgrund der steigenden Löhne jedes Jahr steigt. Die Folge: Sparer müssen immer mehr Geld aufwenden, um den gleichen Zuschuss vom Staat zu erhalten. Die Bürgerrente verknüpft deshalb die Förderung mit der Einkommens- und Inflationsentwicklung. Weil die Beitragsbemessungsgrenze für die gesetzliche Rente jährlich steigt, könnte automatisch auch der Förder- und Eigenbeitrag mitwachsen – zu Gunsten höherer Leistungen im Rentenalter.
Mehr Förderberechtigte
Ein Produkt für alle Menschen – ohne Ausnahme. Mit der Bürgerrente sollte der Kreis der Förderberechtigten nach Ansicht der Versicherer auch um die Gruppe der Selbstständigen erweitert werden, die nicht rentenversicherungspflichtig sind. Das reduziert die Komplexität und belässt auch jene Menschen im Fördersystem, die mal abhängig beschäftigt, mal selbstständig sind.
Kostengünstigere Produkte
Ein Standardprodukt, weniger Dokumentationsaufwand, schlankere Prozesse zwischen Anbietern und staatlichen Förderstellen, und auch digitale Vertriebsmöglichkeiten: All das senkt die Kosten. Mit der Bürgerrente ließe sich die private Altersvorsorge deutlich günstiger gestalten – ohne auf den Service einer persönlichen Beratung zu verzichten. Die Vermittler sorgen für ein größeres Verständnis des Produkts und mithin für dessen hohe Verbreitung.