Die Versicherer stellen sich angesichts des Hochwassers in Süddeutschland auf ein überdurchschnittlich großes Schadenereignis ein. „Die Bilder aus Bayern und Baden-Württemberg lassen Schlimmes erahnen.
Unsere Unternehmen erreichen schon jetzt viele Schadenmeldungen“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Für eine Schadenschätzung sei es aber noch viel zu früh. „Eine Prognose können wir erst geben, wenn die Pegel überall gesunken sind.“
Für die Versicherer gehe es nun darum, den Betroffenen schnell und effizient zu helfen. „Die Unternehmen sind für solche Großkatastrophen in der Regel gewappnet”, betont Asmussen. „Die Versicherer haben für solche Fälle spezielle Einsatzpläne. Sie bündeln ihr Personal vor Ort und in der Verwaltung, um die Schadenmeldungen schnell aufnehmen und abarbeiten zu können.“ Gleichzeitig haben die Versicherer Kooperationen mit externen Kräften, die sie in die Katastrophengebiete entsenden können.
Unterschiedlich hohe Versicherungsdichte
Wie schwer die Katastrophe den Sektor wirtschaftlich treffen wird, hängt auch davon ab, wie viele der betroffenen Häuser über den sogenannten Elementarschutz verfügen, der Schäden durch Hochwasser, Starkregen oder Lawinen mit abdeckt. In Bayern sind 47 Prozent der Gebäude gegen sämtliche Naturgefahren versichert, in Baden-Württemberg liegt der Anteil hingegen bei 94 Prozent – aus historischen Gründen. Bis 1994 waren dort alle Gebäudeeigentümer in der öffentlich-rechtlich ausgestalteten Gebäudeversicherung gegen Feuer und gegen Elementarschäden pflichtversichert. Der Staat versicherte und legte auch die Prämie per Rechtsverordnung fest.
Als Blaupause für eine flächendeckende Pflichtversicherung gegen Elementarschäden dient das Modell aber nicht. „Das war keine privatwirtschaftliche Lösung. Und die Prämien spiegelten auch nicht das tatsächliche Risiko wider“, so Asmussen.
Pflichtversicherung allein ist keine Lösung
„Eine Versicherung allein ist keine Lösung. Dabei bleiben staatlicher und individueller Hochwasserschutz auf der Strecke“, betont Asmussen. Angesichts häufiger auftretender schwerer Unwetter – gerade in Deutschland – müsse mehr getan werden, um Schäden zu vermeiden, wie auch die gebrochenen Dämme in Bayern zeigten. „Wir brauchen Bauverbote in Überflutungsgebieten, eine Pflicht zu wasserresilienten Baustoffen und bessere Hochwasserschutzanlagen. Nur so können wir die Spirale aus steigenden Schäden und steigenden Prämien durchbrechen“, betont Asmussen.
Bereits zwei Hochwasser seit der Jahreswende
In den vergangenen Monaten hatten die Versicherer bereits zweimal für Überschwemmungen einzustehen. Über Weihnachten traten in Nord- und Mitteldeutschland viele Flüsse über die Ufer, dabei entstand ein Schaden von schätzungsweise 200 Millionen Euro. Ähnlich verheerend war laut vorläufiger GDV-Prognose das Hochwasser im Saarland und Rheinland-Pfalz über die Pfingstfeiertage.
Die bislang verheerendste Naturkatastrophe war die sogenannte Juli-Flut von 2021, die insbesondere in Rheinland-Pfalz und in Nordrhein-Westfalen Verwüstungen anrichtete. Damals entstand ein versicherter Schaden knapp 9 Milliarden Euro.